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Google und das Reisen!

eTourismus, Frommer's, Google, Google Maps, Google Plus Local, Intermediäre, John Wiley & Sons, Reise- und Hotelführer, Zagat

Florian Bauhuber23. Aug 2012

Jahrelang hatte der Internet-Riese Google versichert, nicht an einer Erstellung von Inhalten interessiert zu sein, sondern den Nutzern nur die Möglichkeit geben zu wollen, Informationen im Internet zu suchen. Jetzt wurde am Montag bekannt, dass Google den Reise- und Hotelführer-Anbieter Frommer’s übernehmen wird.

Mit dem Ziel „für jeden relevanten Ort auf der Erde eine Bewertung“ anzeigen zu können, hat Google mit Frommer’s nun nach dem Restaurantführer Zagat schon den zweiten Anbieter von Reise-Inhalten und -Rezensionen aufgekauft. Dies wird nicht nur für die Internet-Reise-Branche einige Veränderungen mit sich bringen. Einen entscheidenden Wandel, insbesondere den wachsenden Einfluss von Google im Reisebereich betreffend, hatten wir ja bereits im Januar prophezeit (Blogartikel: 2012 – ein Schicksalsjahr für die Touristik).

John Wiley & Sons, der bisherige Inhaber der Marke Frommer‘s, hatte das Unternehmen im März diesen Jahres zum Verkauf angeboten, weil der Reiseführer-Bereich nicht mehr zur Kern-Strategie gepasst hätte. Laut der „New York Times“ soll der letztendliche Kaufbetrag 23 Millionen US-Dollar betragen haben.

Wie wird Google die erworbenen Inhalte nutzen?

Ob die Inhalte weiter in Buchform erscheinen, hat Google bis jetzt noch nicht entschieden.  Sehr wahrscheinlich werden sie aber bald kostenlos online verfügbar sein. Mit der Übernahme von Frommer‘s stehen Google nun Informationen aus über 350  Reiseführern (darunter zahlreiche Hotel-, Restaurant- und Bar-Rezensionen) zur Verfügung, die gezielt in den Suchergebnissen und Google-Diensten angezeigt werden könnten. Nach dem Aufkauf von Zagat wurden dessen Inhalte bereits wenige Monate später in Google Maps und Google Plus Local veröffentlicht.

Der Kauf ist für Google ein weiterer Meilenstein, auf dem Weg, den Nutzern der Suchmaschine ein breiteres Dienstleistungsangebot im Reisebereich bieten zu können. Je mehr Inhalte Google in seinen Angeboten (wie Google Maps oder Google Plus Local) anzeigt, desto länger bleiben die Nutzer auf den Seiten. So kann Google gezielt den Werbeanzeigenverkauf stärken.

Was bedeutet das für den eTourismus?

Die folgende Grafik von travopia.com zeigt, wie Google derzeit von einem Reisenden genutzt werden kann und wie weit Google bis jetzt bereits in den Reisemarkt vorgedrungen ist:

 

Google-Nutzung eines Reisenden

 

Durch den Aufkauf verschärft sich natürlich die Konkurrenz zu Reise-Internetseiten. Vor allem Intermediäre, wie Preisvergleichs- und Bewertungsportale verlieren hier deutlich an Bedeutung, was bis zum kompletten Wegfall dieser führen kann (Disintermediation).

Google wurde ja bisher schon öfter vorgeworfen, in der Ergebnis-Listung der Suchmaschine eigene Seiten gegenüber Fremd-Angeboten zu bevorzugen. Die Gruppe Consumer Watchdog kritisierte hier, dass Google zwangsläufig bei gleichzeitigem Anbieten von Suchmaschinen-Diensten und Inhalten  einen Interessenskonflikt habe und so nicht mehr objektiv über die Listung von Suchergebnissen entscheiden könne.

Da Google als derzeit entscheidendster Suchmaschinenanbieter nahezu ohne Konkurrenz ist (v.a. in Deutschland), bestehen im Moment schon enorm große Abhängigkeiten der Suchenden und Anbieter von dem Internet-Riesen.

Wenn Google allerdings beginnt, selbst Inhalte anzubieten und immer mehr Zwischenstufen, die derzeit noch über Intermediäre laufen, in sich integriert (vertikale Integration), wird diese Abhängigkeit bis ins Unermessliche steigen – und was macht die Reisebranche dann? Sie jammert jetzt schon über hohe Klickpreise bei Adwords – finanziert sich damit aber die größte Konkurrenz! Es gibt Alternative-Wege aus dieser Abhängigkeit – Social Media, Social CRM, Social SEO, klassische SEO – um nur ein Paar zu nennen! Oder wie seht Ihr das?

Liebe Grüße,

Florian und Tanja

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Florian Bauhuber Geschäftsführer | Change Maker | Mentor

Florian Bauhuber ist Geschäftsführer des Experten-Netzwerks Realizing Progress. Bereits seit dem Jahr 2006 berät und begleitet er gemeinsam mit seinen Kolleg*innen unzählige Akteur*innen, die sich mit der Zukunft von Tourismus, Standorten und Lebensräumen beschäftigen. In seinem Fokus stehen dabei unterschiedliche Beratungsschwerpunkte: #ServiceDesign #Change #Nachhaltigkeit #DigitalStrategie #OpenData #Innovation

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