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Zehn Jahre touristisches Bloggen – explizit KEINE Liebeserklärung.

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Florian Bauhuber21. Sep 2016

Wow – wie die Zeit vergeht. Zehn Jahre wird heute am 21. September unser Tourismusblog alt: 1671 Blogbeiträge, 5.615 Kommentare, unzählige Stunden Arbeit und jede Menge Ideen stecken darin. Jens Oellrich und meine Wenigkeit hätten nicht gedacht, dass das so eine Erfolgsgeschichte wird – und vor allem so eine lange. Ich möchte diese zehn Jahre zurückblicken, aber auch generelle Entwicklungstendenzen für das touristische Bloggen davon ableiten – und keine Liebeserklärung aussprechen!

Tourismusblog
Unsere Webseite – ein Blog von Anfang an (c) GregSnell

2006-2008: Die Zeit der Pioniere

2006: Twitter erblickte das Licht der Welt, Facebook war noch in den Kinderschuhen, YouTube feierte den ersten Geburtstag. Die Blogger-Szene v.a. im Tourismus war überschaubar. Neben uns schrieben damals im deutschsprachigen Raum nur ausgewählte Akteure wie z.B.  Niclas Götz mit seinem Touristikblog, Detlev Mayer mit seinem Travel Technology-Blog und Karin Schmollgruber mit ihrem Passion PR-Blog über digitale touristische Themen. Nach unserer damaligen Einordung, die übrigens auch heute noch sehr gut funktioniert, waren das alles B2B-Blogs, mit einem klaren Fokus auf der Kommunikation von Wissen, Erfahrungen und Neuigkeiten, der Steigerung des Bekanntheitsgrades des Unternehmens/ Experten und der Marke und der Schaffung neuer Netzwerke und Kontakte. Die C2C-Szene war noch mehr als überschaubar (erste Akteure waren hier der Gastrogewerbe Gedankensplitter oder Le Gourmand). Einen internationalen Überblick versuchte die T-List – daraus entstand auch der erste Blogger Summit auf der ITB 2008 – und wir mittendrin.

2008-2010: Der Gipfel der überzogenen Erwartungen

Dann begann die Zeit der überzogenen Erwartungen an Blogs – jedes Unternehmen, das innovativ sein wollte, begann das Medium für seine Zwecke in Wert zu setzen. In Deutschland wurden ausgewählte Tech-Blogs sogar für 46.902 Euro verkauft – ohne Redakteur, nur der Name und die alten Inhalte – verrückt aus heutiger Perspektive. Auch im Tourismus griff das Blogphänomen um sich. Zahlreiche Akteure auch im Tourismus starteten mit viel Enthusiasmus ihre Blogaktivitäten, wie z.B. das Lammertal,  der Salzkammergut Glücksgeschichten Blog oder der Wanderblog in Rheinland-Pfalz. Bezeichnend, dass keiner dieser drei genannten Blogs heute mehr online ist – aber zum Tal der Tränen kommen wir noch. Auch im B2B-Bereich wurden zahlreiche Blogs ins Leben gerufen – insbesondere Medien (fvw eblog), Agenturen und Dienstleiter sind hier zu nennen. Ebenso begann im C2C-Bereich der große Hype. Jeder, der etwas schreiben konnte, nutzte einen Blog, um von seinen Urlauben zu berichten.

2011-2012: Das Tal der Tränen

Viele Blogs schliefen ein – das Tal der Tränen war da. Bloggen ist harte Arbeit und kein Zuckerschlecken. Das merkten die Akteure nachdem der erste Enthusiasmus verflogen war. Strukturelle und strategische Schwächen (unangepasste Organisations- und Personalstrukturen, unklare Markenidentitäten,  etc.) wurden bei vielen Akteuren offensichtlich. „Was sollen wir denn erzählen? Wer kümmert sich denn um den Blog? Das bringt doch eh nichts… wir bekommen eh kein Feedback. Andere können das eh viel besser.“ Zusätzlich läuteten große Player wie Facebook und Google den Angriff auf Blogs ein und reduzierten konsequent die organische kostenlose Sichtbarkeit zu Gunsten eigener Dienste und Technologien. In der Konsequenz reduzierte sich die Zahl der aktiven B2B- und B2C-Blogs bzw. transformierte sich das Bloggen.

2013-2016: Der Pfad der Erleuchtung

Glaubwürdigkeit, Persönlichkeit und relevante (markenkonforme & zugängliche) Geschichten – das war immer unser Tenor für erfolgreiches Bloggen, und er ist es heute noch.  Viele (Content-) Elemente, die früher ausschließlich auf Blogs auftauchten, findet man allerdings heute auf vielen digitalen touristischen Angeboten/Websites/Kanälen. Man nennt es markenkonformes Storytelling oder Content-Marketing und es ist Bestandteil zahlreicher ausgezeichneter Kommunikationskonzepte wie z.B. Südtirol bewegt oder relevanter Bestandteil existenter Webpräsenzen, wie z.B. im Allgäu. Aber nicht nur die Denkweisen sind überall – nein, auch die Technologie hält Einzug in den Tourismus. Hotelwebsite-Frameworks auf WordPress setzen sich zusehends durch, die Bayern Tourismus Marketing entwickelt einen neuen Portalauftritt auf WordPress-Basis. Erfolgreiche Portale wie Urlaubsguru nutzen erfolgreich – trotz zahlreicher Restriktionen – das BlogCMS.

Aber auch der C2C-Bereich erlebte seine Erleuchtung. Das betreiben eines „erfolgreichen“ Reiseblogs erfordert Zeit, Geld und viel Leidenschaft. Die Professionalisierung ist im Tourismus angekommen. Kollektive gründen sich, Kodexe werden verabschiedet und die Akteure entwickeln Ansprüche an die Branche – und umgekehrt. Blogger sind heute oft keine ausschließlichen Blogger mehr. Ihre Akzeptanz richtet sich sehr oft nach der Reichweite auch in anderen sozialen Medien (instagram, Facebook oder Snapchat) – C2C-Blogger sind zu Influencern mit unterschiedlichen Schwerpunkten geworden – der Blog nur einer von vielen Kanälen – und oft gar nicht mehr der Wichtigste.

Quo vadis touristisches Bloggen?

Eine extrem spannende Frage in Zeiten von Schema.org, Google AMP und Facebook Instant Articles, da sich vieles nachhaltig radikal verändern wird. Die Loslösung des Inhalts vom Design-Rahmen ausgelöst durch die neuen Spielregeln der Global Player haben wir ja mehrfach bebloggt. Die Konsequenzen für die Inhaltsebene ist offensichtlich – Qualität, Qualität, Qualität.  Es geht um die Geschichten & Inhalte, die wir erzählen, und das mehr denn je. Ein Blog ist hierfür nach wie vor ein wunderbar Ort – einer von vielen. Es nicht mehr wichtig, ob es ein Blog oder eine Website oder ein anderer hoheitlicher Kanal ist, auf dem die Inhalte kommuniziert werden. Vielleicht ist es zukünftig auch gar nicht mehr wichtig, ob der Kanal hoheitlich ist oder nicht – d.h. man volle Kontrolle über den Rahmen bzw. die Inhalte an sich hat. Wir werden sehen – das ist das schöne an der (Tourismus-)Zukunft;

Liebeserklärung
Bloggen – echte Liebe? (c) Greg Snell

10 Jahre Tourismusblog – explizit KEINE Liebeserklärung!

10 Jahre Blog – viel Schweiß und Arbeit. Und auch heute nicht einfach in der Organisation und Abwicklung. Ob es den Tourismusblog in 10 Jahren noch gibt – keine Ahnung! Das ist auch aus unserer Sicht nicht so wichtig: unsere Mission, den Tourismus digitaler werden zu lassen und nachhaltig Spuren zu hinterlassen, hängt nicht vom Tool oder Kanal ab. Wir lieben die digitale Kommunikationswelt und werden sie für uns und unsere Mission in Wert setzen, ob das nun ein Blog ist, Snapchat, Facebook oder instragram. Oder was auch immer noch kommen mag…

Wir freuen uns darauf, auch in Zukunft über digitale Innovationen zu schreiben – und natürlich auf den Dialog mit Euch!

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Florian Bauhuber Geschäftsführer | Change Maker | Mentor

Florian Bauhuber ist Geschäftsführer des Experten-Netzwerks Realizing Progress. Bereits seit dem Jahr 2006 berät und begleitet er gemeinsam mit seinen Kolleg*innen unzählige Akteur*innen, die sich mit der Zukunft von Tourismus, Standorten und Lebensräumen beschäftigen. In seinem Fokus stehen dabei unterschiedliche Beratungsschwerpunkte: #ServiceDesign #Change #Nachhaltigkeit #DigitalStrategie #OpenData #Innovation

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